9/18/2015

Wie die Zeit vergeht ...

Nun bin ich schon über 1 Jahr in den USA und fast 1 Jahr in meiner neuen Wohnung. Zeit für ein kurzes, spontanes Resümee :

- Trotz eines sehr laxen Verständnis der Amerikaner zur Wärmeisolierung bin ich immer noch sehr glücklich mit meiner Wohnungswahl. Auf der Couch sitzen, in die Sonne & auf den See schauen ist die Miete allemal wert.
- Nach 4 Recalls (der 5. steht bereits an) verstehe ich besser, weshalb manche Kollegen vom Lease eines Chrysler abgeraten haben. Abgesehen davon fährt sich mein Jeep aber sehr gut & hat mich mit der Snow Driving Option und 4WD gut durch den letzten Winter gebracht.
- Apropos Michigan Winter: Ja, er ist in der Tat lang. Und kalt. Sehr kalt. Zum Teil tagelang gefühlte -40 Grad Celsius aufgrund von eiskalten Winden. Anfangs war der Schnee aber sehr schön - in der Menge absolut nicht mehr gewöhnt von zuhause -, ab März hat es dann aber auch gereicht.
- Dafür war der letzte Herbst ein wunderbarer Indian Summer - Herbst mit traumhaften Blätterfarben und recht lang anhaltenden Fall Colors. Ich bin schon auf den diesjährigen Color Change gespannt.
- Statt von Burger, Pizza & Bagel ernähre ich mich viel von Sushi & Thai (gut, Burger wäre jetzt auch sehr überraschend gewesen...). Und ich habe meine Vorliebe für Kürbis entdeckt, als Suppe, Pumpkin Pie, Pumpkin Bread oder Pumpkin Spice Coffee.
- Bei Starbucks bin ich wie zu erwarten ein häufiger Gast, schaffe es jedoch, den Konsum in Grenzen zu halten & habe auch keine Starbucks Card erworben :) Dafür schaffen es die Barista überraschenderweise oft, meinen Namen misszuverstehen - ich war schon dreimal ein 'Julian' ...
- Als Ausgleich habe ich mich im Lifetime angemeldet - und gehe gerade auch fleissig hin, zumindest für Cardio. Zu Kursen oder in den Pool habe ich mich noch nicht getraut :(
- Seit Anfang des Jahres singe ich auch in einem Chor, dem Beckridge Chorale in Canton. Unser Frühlingskonzert mit Werken von Gershwin hat sehr viel Spass gemacht. Proben für das Christmas Concert starten gerade.
- Im künstlerischen Bereich bleibend - ich habe auch begonnen, etwas zu malen. Anfangs nur im Rahmen von Paint & Pour Veranstaltungen in Bars mit einem festen Motiv sowie Anleitung, mittlerweile auch manchmal mit eigenen Ideen zu Hause - dort jedoch eher Zeichnung / Collagen.
- Allerdings scheinen Chor & Malen & Fitness nicht die richtigen Orte zu sein, nette Männer kennenzulernen - noch immer keine Erfahrungen mit 'the talk' ...
- Verreisen muss ich daher meistens alleine - habe jedoch festgestellt, dass es auch alleine sehr schön sein kann! In Sachen Urlaub bin ich bereits sehr amerikanisch unterwegs mit 18 Tagen im Jahr & der ersten Woche Urlaub Mitte September ... Gesehen habe ich bis jetzt Chicago, Toronto, Traverse City & Umgebung, Lake Michigan, Washington D.C, Boston & Maine. Es stehen definitiv noch auf der Liste: San Francisco, Montréal & Québéc, Amish, Charleston, vielleicht auch noch einmal New York...
- Wenn ich nicht im Urlaub bin (also meistens), habe ich mich bei der Arbeit mittlerweile an die meisten Unterschiede des Arbeitsalltags gewöhnt - kaum einer bringt Kuchen mit zu seinem Geburtstag (schade), das Team geht nicht zusammen essen (sehr schade), ein 'How are you' auf dem Gang / in der Kaffeeküche ist in der Regel keine Ermunterung zu einem langen Befindlichkeits-Austausch :-D.
Letzteres habe ich mittlerweile gelernt - und anscheinend auch die Art & Weise, um Ecken zu gehen - ich renne meistens niemanden mehr um :)
- Apropos Umrennen & evtl. Verletzungen - ich habe festgestellt, dass das amerikanische Gesundheitssystem - zumindest insofern man privat versichert ist - nicht so schlecht ist. Innerhalb von 2.5 Stunden z.B. waren Anfang des Jahres ein Arztgespräch, Herz-Ultraschall, Röntgen, Blutabnahme, und EKG abgehakt. Ohne allzu lange Wartezeiten. Dafür allerdings mit einem aus deutscher Sicht fragwürdigen Umgang mit nackter Haut - das EKG wurde geschrieben mit BH & Top an - dass da überhaupt brauchbare Daten zustande kamen ...
- Aus deutscher Sicht eine etwas übertriebene Herangehensweise - mir ist meine Gesundheit wichtiger als die Tatsache dass ein Arzt Teile meines Körpers unbekleidet sehen könnte. Kulturelle Unterschiede... Ich wurde übrigens nicht nur korrekterweise für Deutsch gehalten, sondern auch für russisch (Oh.Mein.Gott.), polnisch (siehe russisch), englisch (hallo??), schwedisch (na das nehme ich als Kompliment!) und niederländisch (ok). Mein Favorit war definitiv die Kombination schwedisch & Stewardess :)

Generell ist es schon schön zu sehen was man alles alleine bewältigen kann (ohne mitreisenden Partner oder Eltern in der gleichen Zeitzone zum Anrufen abends) wenn man muss - Bank, Versicherungen, Wohnungs-Reparaturen (kaputtes Fenster & Wasser im Bad hatte ich schon), Auto Lease abschliessen, Werkstatt-Besuche & zuletzt eine Reifenpanne sowie den ganzen Kleinkram - putzen, einkaufen (hier helfen die amerikanischen Öffnungszeiten definitiv nach einem stressigen Tag), waschen, Arztbesuche & krank sein (alleine sehr blöd). Dennoch - auch alleine alles zu meistern. Manchmal wünschte ich mir nur immer noch, jemanden zu haben, mit dem Erlebnisse geteilt werden können. Oder zumindest einmal Besuch aus der Heimat zu bekommen - ich habe ganz viele schöne Orte, die ich gerne mit Euch teilen würde. Und eine recht bequeme Zweit-Matratze :)

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(Albert Einstein)